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             Erinnern und vergessen: Ein Mann sitzt vor einer 
              Baracke. Um ihn herum eine Mondlandschaft. Die Sonne scheint und 
              der Mann pellt Eier. 10 Stück, dazu einen Tee. Mittagessen. 
              Er ist übriggeblieben. Konnte das Tempo nicht einhalten. Aus 
              Bursa, Istanbul oder Ankara, Türkei. Irgendwann in den 60ern. 
              Genau weiß das keiner. Dann auf Schrottplätzen als Nachtwächter 
              gearbeitet. Deutsch hat er nie gelernt. Ein paar Wörter aufgeschnappt. 
              Daraus entsteht eine eigene Sprache, die niemand versteht. Er erzählt 
              etwas von Geheimdiensten. Auf einem Schild, das er aufgestellt hat 
              steht in roter Farbe: "hier verboten". Er ist von der 
              Kriminalpolizei, sagt er. Doch was kann das nützen? Ein Haus 
              ist schon fertig, und jetzt wird das nächste gebaut. 
               
              Am 12.07.1999 erhält Mustafa Kemal Adiyaman einen Brief vom 
              Grundstückseigentümer, den Kölner Stadtwerken, mit 
              der Aufforderung zur Räumung seiner Behausung, in der er seit 
              23 Jahren lebt. Er zerreißt den Brief. Zwei Wochen später, 
              am Morgen des 26.07., kommen Gerichtsvollzieher, Polizei und Räumungsfirma. 
              Weil er sich widersetzt, nimmt ihn die Polizei mit auf die Wache 
              und hält ihn dort bis zum späten Nachmittag fest. In dieser 
              zeit wird sein Haus leergeräumt. Einige große Maschinen 
              werden sichergestellt, 120.000,-DM Bargeld verschwinden, eine große 
              Menge Werkzeug wird für 100,-DM an einen Flohmarkthändler 
              verkauft, der Rest landet im Container. 
              Einen Tag später ist das Haus abgerissen. Mustafa Kemal Adiyaman 
              schläft auf der Straße.  
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